Dotierung des Klosters Marienzelle u.a. mit Gebstedt

Das oben genannte Datum vom 01.06.1111 ist nicht belegt und nur gewählt, weil dieses Programm zwingend einen konkretes Datum vorschreibt.

Paulina, die Gründerin des späteren Klosters Paulinzella, war bereits zwei Mal in Rom und wurde auch bei ihrer dritten Reise (wahrscheinlich) in der ersten Jahreshälfte 1111 nach Rom vom damaligen Papst Paschalis II. empfangen. Dieser ermunterte Paulina nicht nur, sondern er gab ihr auch ein Schreiben an den berühmten Abt Udo des Klosters St. Blasien im Schwarzwald mit. Vermutlich war dieses Schreiben die Aufforderung zur Unterstützung der Neugründung von Marienzelle (wie Paulinzelle anfänglich hieß).

In der Ende des 19. Jhd. wieder in Weimar aufgefundenen Vitae Paulinea wird berichtet, dass das Kloster bereits im Herbst 1111 seine Grundsteinlegung erhielt. Demnach muss es vorher vom Papst priveligiert worden sein. Um dieses päpstliche Privilegium zu erhalten, mussten bestimmte Bedingungen erfüllt sein. Unter anderem musste gesichert sein, dass das neue Kloster von Beginn an eine belastbare Einkommenssituation hat. Dazu hat Paulina gemeinsam mit ihrem inzwischen auch im Kloster ansässigen Sohn Werner alle Besitzungen der Familie dem Kloster übereignet. Nach damaligem Sprachgebrauch sprach man von einer Dotierung des Klosters, d.h. der Eigentumsübertragung und Absicherung des Klosters.

So gingen u.a. Gebstedt vom privaten Eigentum der Familie von Paulina und ihren Kindern als Erben des ursprünglich von König Heinrich IV. beschenkten an das Kloster Marienzell über, was nach dem Tod Paulinas 1112 in Paulinzelle umbenannt wurde.

Aus diesem Besitzübergang resultiert auch das später so umstrittene Parochialrecht des Klosters Paulinzelle an der Kirche zu Gebstedt. Dieses Parochialrecht beinhaltet die Entscheidungshoheit zur personellen, kirchlichen und rechtlichen Fragen der Pfarre von Gebstedt. Dieses Parochialrecht des Klosters endete erst mit der Säkularisierung 1535 im Herzogtum Sachsen und im Thüringer Raum.

Quelle: Thüringische Geschichtsquellen, Band VII, Dr. Ernst Anemüller
Urkundenbuch des Klosters Paulinzelle,, 1. Heft, 1068 – 1314, S. 3
Reg. 4, Originalurkunde ist nicht mehr vorhanden